Beschreibung
Sechs Gedichte bilden den liebevoll gestalteten Zyklus um den naiven Tollpatsch Lemmel. Durch seine anrührende Schusseligkeit bringt Lemmel alles durcheinander, wird übers Ohr gehauen oder hat schlicht und einfach Pech – ein jiddischer Michel aus Lönneberga.
Die Illustrationen hat die in England lebende, israelische Illustratorin Inbal Leitner neu erschaffen.
Alle Gedichte in deutscher Übersetzung werden begleitet vom jiddischen Originaltext und der Transliteration. Peter Comans hat Kvitko sehr nah am Original-Jiddisch übersetzt und dennoch eine zeitgemäße Leichtigkeit gefunden.
Leyb Kvitko wird zwischen 1890 und 1895 in einem kleinen Dorf in der Nähe von Odessa geboren. Der früh Verwaiste muss mit 10 Jahren eine Schneiderlehre machen und sich dann als Färber, Schuhmacher, Portier und Schiffsbelader durchschlagen.
Lejb Kvitko, oder auch Leyb Kvitko, gilt dank seiner Texte – in erster Linie Lyrik – als einer der federführenden Autoren der jüdischen Kulturblüte im östlichen Europa des 20. Jahrhunderts. Leyb Kvitko veröffentlicht erste Texte als Jugendlicher. Ende der 1930er Jahre zählt Kvitko dann zu den bekanntesten Kinderlyrikern der Sowjetunion! In russischer Übersetzung wird er millionenfach aufgelegt. Den Zweiten Weltkrieg überlebt Kvitko in der Evakuation in Alma-Ata, Hauptstadt der damaligen kasachischen sozialistischen Sowjetrepublik Kasachstan.Am 12. August 1952 wird er in Moskau nach einem zweimonatigen Geheimprozess in der „Nacht der ermordeten Poeten“ zusammen mit ca. dreißig weiteren jüdischen Persönlichkeiten, darunter die bekanntesten jiddischen Schriftsteller und Künstler der Sowjetunion, im Zuge der stalinistischen „Säuberungen“ von den Sowjets erschossen.
Pressestimmen
„Genau das ist das Bemerkenswerte: Lemmel weiß noch nichts vom Massenmord an Europas Juden. In einer Welt, in der Antisemitismus überall erstarkt und die aktuell vom Krieg in Gaza geprägt ist, ermöglicht das Buch einen unbeschwerten Blick auf die jüdische Kultur. Das Buch entreißt einen Autor, dessen Zeit, dessen Schicksal und dessen Helden dem Vergessen; das ist auch ein Hauptanliegen von Myriam Halberstam.“
Marco Mach, Süddeutsche Zeitung, 7.3. 2024
„Lemmel zeigt einmal wieder, wie politisch und dabei poetisch die Kinderbuchkunst ist. Und das Schicksal und Erbe des in der Nähe von Odessa geborenen Autors könnte aktueller nicht sein“
C. Paxmann, Eselsohr Heft 11/2023
„Was für ein Glück, diese Gedichte zu lesen oder neu zu entdecken! In einem liebevoll gestalteten zweisprachigen Buch begegnet man einer jiddischen Kinderlyrik, die teilweise vor der Schoa entstanden ist und sich humorvoll, lebensfroh und frech präsentiert. Man lernt den sympathischen Lemmel mit all seinen Missgeschicken kennen, begegnet aber auch dem osteuropäischen Judentum. Immer wieder finden sich Anspielungen auf jiddische Literatur und Kunst, die sich auch in den Bildern widerspiegeln. Eine großartige Wiederentdeckung, die, mit einem Nachwort versehen, zu einer wichtigen Lektüre werden sollte!“
Pressemitteilung der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur zur Auszeichnung als „Kinderbuch des Monats Februar 2024“ (berichtet haben Tagesspiegel, KNA)
„Inbal Leitner bebildert sehr kindgerecht, klar, lustig, in ruhigen Farben. Auf »jüdische Accessoires« verzichtete sie (umso köstlicher duftet es bei der Bobbe nach Knisches). Peter Comans übertrug wunderbar aus dem Jiddischen. Sprachliche Lebendigkeit, ein schwingender Rhythmus, auch Reime blieben erhalten und versetzen in eine gute Stimmung.“
Katrin Diehl, Jüdische Allgemeine, 30. Januar 2024
„Er zeigt uns auf humorige Art die Welt des liebevollen Tollpatsch Lemmel und mit ihm Traditionen, die heute vergessen sind. Hierzu zählen beispielsweise das Einkochen und Einsäuern von Obst und Gemüse: Wenn man es kochte, in Gläser oder Krüge füllte, blieb es für lange Zeit essbar. Und genau diese süßen Sachen sind es, die die Kinder in einer Welt ohne konventionelle Süßigkeiten lieben. Oder dass der Ofen eine zentrale Rolle in den Haushalten spielte, um beispielsweise Speisen warm zu halten oder als Ablagefläche diente. Den Schelmereien der Hauptfigur werden durch die vielfarbigen Illustrationen von Inbal Leitner ein besonderer Charme verliehen.“
Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB), Initiative #lesen.bayern
https://www.lesen.bayern.de/9783945530429/
„Kindheit ist hier als Phase des Weltentdeckens, des lustbetonten Spielens und in nur vager Abgrenzung vom Alltagsleben der Erwachsenen erkennbar… entsteht ein besonderes historisch-kulturell bedeutsames und faszinierendes Bilderbuch zum Schmunzeln und Entdecken. Durchaus zu empfehlen.“
Michael Ritter, AJUM, Landesstelle Sachsen